Volatile Märkte, Internationalisierung und – nicht zuletzt – die fortschreitende Digitalisierung stellen hohe Anforderungen an Finanzbuchhaltung und Controlling. Einerseits hochgradig reguliert durch gesetzliche Vorgaben, geht es andererseits darum, Reporting- und Steuerungskonzepte zu entwickeln und zu verfeinern, um möglichst effizient eine Basis für die strategischen und operativen Entscheidungen in der unternehmerischen Führung bereitzustellen.
Als großer Trend im Finanzbereich kann die kennzahlengesteuerte Unternehmensführung bezeichnet werden. Dabei geht es vor allem darum, die Kennzahlen an den erfolgskritischen Geschäftsprozessen festzumachen. In die gleiche Richtung geht der Steuerungsansatz des Corporate Performance Management (CPM). Dies ist ein moderner Ansatz zur Messung und Steuerung des Unternehmenserfolgs und stellt die Verbindung zwischen strategischen und operativen Ansätzen dar. Daneben bieten moderne Business Intelligence Werkzeuge die Möglichkeit, Daten aus verschiedenen Systemen miteinander in Verbindung zu setzen, um auf diese Weise Korrelationen und neue Zusammenhänge zu erkennen. Dies bedeutet in letzter Konsequenz die Realisierung einer einheitlichen und validen Datenbasis („single source of truth“).
Gleichzeitig wird die „klassische“ ausgeprägte Trennung von Finanzbuchhaltung und Controlling, die in vielen Unternehmen, besonders in Fertigungsbetrieben, vorherrscht, zunehmend hinterfragt. Ebenso wird der Finanzbereich verstärkt als Einheit gesehen und eine Trennung zwischen Controlling und Finanzbuchhaltung sukzessive zurückgefahren. Der Ansatz des sogenannten „Biltrollings“ (Bilanzbuchhaltung + Controlling) ist mittlerweile weitverbreitet: So erledigt in beinahe jedem zweiten befragten Unternehmen derselbe Mitarbeiter, der für die Finanzbuchhaltung zuständig ist, auch das Controlling. Seine Herkunft hat dieser Trend bei den kleinen (bis 150 Mitarbeiter) und Kleinstunternehmen, aber auch größere Unternehmen versuchen vermehrt, zumindest durch eine Intensivierung der Zusammenarbeit die strikte Trennung der Bereiche Finanzbuchhaltung und Controlling aufzuweichen und von den Synergien zu profitieren. Diese Neuanforderungen an das Berufsbild des Bilanzbuchhalters bzw. Controllers erfordern ein „Umdenken in den Köpfen“ und in vielen Fällen auch eine Neuqualifizierung von Mitarbeitern. Dies ist insbesondere auch der Entwicklung hin zu international vereinheitlichten Rechnungslegungsstandards geschuldet, die zu Steuerungszwecken auch in der internen Berichterstattung Eingang finden. Dies bedeutet, dass ein Controller auch Auswirkungen aus Bewertungen nach z.B. IFRS verstehen, interpretieren und kommentieren muss.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Internationalisierung auch des Mittelstands, spielt die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards wie IFRS oder US-GAAP nicht mehr nur bei Großkonzernen eine immer größere Rolle. Aufgrund einer häufig wachsenden Anzahl von Tochtergesellschaften im Ausland und damit unterschiedlicher Nutzung lokaler Rechnungslegungsstandards, wird zur Vereinheitlichung der Bewertungsbasis vermehrt auf internationale Rechnungslegungsstandards zurückgegriffen. Auch Banken beziehen in Ihre Ratings die Performance von Unternehmensverbünden ein.
Die Tendenz geht auch deshalb in Richtung international anerkannter Rechnungslegungsstandards, weil das deutsche HGB-getriebene Vorsichtsprinzip die Bildung stiller Reserven fördert, während die internationalen Standards nach dem Prinzip der „fair presentation“ bzw. „fair value“ verfahren und damit eine Vergleichbarkeit und Einschätzung der „Unternehmens-Performance“ deutlich besser möglich ist. Als der hierbei führende Standard hat sich der vom IASB (International Accounting Standards Board) in London herausgegebene IFRS (International Financial Reporting Standard) etabliert.
Daneben veröffentlichen einige Unternehmen, die stark auf dem US-Amerikanischen Markt aktiv, bzw. mit Töchtern vor Ort vertreten sind, ihre Konzernbilanz auch nach US-GAAP – teils aufgrund der Anforderungen der US-Börsenaufsicht SEC (wenn das Unternehmen an der New Yorker Börse notiert ist), aber auch in der Reaktion auf Anforderungen die von anderen „Stakeholdern“ (Kunden, Lieferanten, Banken etc.) an das Unternehmen herangetragen werden.
Die Zahlen aus einem Finanz- bzw. ERP-System werden verstärkt über ein Data Warehouse (DW-) oder ein Business Intelligence (BI-) System verdichtet und das Berichtswesen über die zuletzt genannten Werkzeuge erstellt. Dies folgt der Logik, dass Informationen einerseits sehr zeitnah gefordert sind und andererseits die Berichtsempfänger neuere Technologien (z.B. Tablet-PCs, Smartphones etc.) nutzen. Somit sind die Anforderungen der Anwender in Bezug auf Mobilität und Verfügbarkeit von Daten und Berichten „ad hoc“ (also im Bedarfsfall) in den Systemen abzubilden. Das Zusammenführen verschiedener Informationen aus unterschiedlichen Systemen muss gewährleistet werden. Zur besseren Nachvollziehbarkeit der Geschäftsvorfälle und zur Beschleunigung der Geschäftsprozesse im Finanzbereich wird die Verbindung der Finanzsysteme mit operativen Vorsystemen (z.B. CRM, ERP), unterstützenden Systemen (z.B. ECM/DMS-Systemen) und nachgelagerten analytischen Systemen (Business Intelligence) immer weiter vorangetrieben. Weiterhin werden die Informationen aus Vorsystemen mit Finanzdaten verknüpft, um Zusammenhänge zu visualisieren.
Aufgrund von globalen Strukturen und der Nutzung von Matrix-Organisationen im Unternehmen müssen eine „Drill-Down“-Funktionalität sowie ein Drehen der Dimensionen ermöglicht werden, um von einer globalen Ansicht auf die Datenlage, bis in einen Ursprungsbeleg zu gelangen.
Über den wachsenden Qualitätsanspruch und den existierenden Kostendruck in den operativen Bereichen der Unternehmen wächst auch im Finanzbereich die Notwendigkeit, in vergleichbarer Form Geschwindigkeit und Genauigkeit in jedem Ablauf anzustreben. Der Kostendruck lastet auf dem gesamten Unternehmen und auch der Finanzbereich muss seinen Beitrag zur Kostenreduzierung über Effizienzsteigerungen bei den Geschäftsprozessen und – damit einhergehend mit den eingesetzten Werkzeugen, wie z.B. Finance und Controllingsystemen – leisten. Vielfach wird dieser Themenblock auch unter dem Begriff „Business Excellence“ zusammengefasst. Hierunter versteht man im Finanzbereich u.a. den Begriff des Fast-Close: Dies bedeutet, den Abschlussprozess bzw. die periodischen Arbeiten prozessual so zu verschlanken und zu beschleunigen, dass der Prozess zeitlich schneller abgearbeitet werden kann. Die daraus gewonnene Zeit steht dann für Analysen, Kommentare und zeitnaher Ableitung von Gegensteuerungsmaßnahmen zur Verfügung.